Der Xanthippos mit den vier Füßen

Vom Komischen zum Lächerlichen ist es nur ein kleiner Schritt. Und wer den getan hat, darf von sich selbst auch dann in der dritten Person sprechen, wenn keine weiteren anwesend sind. Sebastian Sechter (»Der Dichter«) macht da keine Ausnahme.

Wie sollte er auch. Wo er doch seine historische Aufgabe darin sieht, eine Tradition fortzusetzen, die vom frühen Mittelalter über Hans Sachs bis zu Wilhelm Busch führte, dann aber nach Julie Schrader vorläufig abriß und brachlag, bis er auf den Plan trat und mit seiner Ambulanten Poesie (S) den schlagend versierten Beweis erbrachte, daß auch der kleinste, unscheinbarste »Gegenstand am Wegesrand« zu literarischer Pracht aufblühen kann. Vorausgesetzt, er wird nicht von »vierschrötigen Stiefels-Knechten« zermalmt, von »unmäßigen Zischlauten« zerschossen oder von unrhythmischen Jubiläumsreden zerhackt, wie das so oft geschieht, wenn dilettantischer Übermut in variablen Metren durch die Welt der Silben stolpert und am Ende gar Gustav auf Gasthof reimt …

Der »vierfüßige Xanthippos« – auch das ein Epitheton eigener Herstellung – ist ihm nicht nur Signet, sondern auch Verpflichtung: »Das ist eine Frage der Gangart. Wer dabei durcheinanderkommt, ist schnell aus dem Rennen!«

Das wiederum kann der Dichter von sich nicht behaupten. Besonders während des zurückliegenden Jahrzehnts, nach Gastvorträgen und Lesungen in aller Welt hat er Tritt gefaßt: Erinnert sei insbesondere an die triumphale Rundreise durch die Lüneburger Heide mit ihren vierzehn ausverkauften Abenden; an die mehrtägigen die Jubelfeiern zum 75jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Wangerland-Süd, worüber nicht zuletzt der lokale Rundfunk ausgiebig berichtete; und die zahlreichen Abstecher ins österreichische Grenzland, die unter dem Motto »Dialektisches Allerlei« auf eine beispiellose Resonanz stießen …

Deswegen ist der Dichter nicht unbescheiden geworden. Zwar experimentiert er inzwischen gelegentlich mit der klassischen Form des Distichons (»Xenien an der Erft«) und mit fünfhebigen Zeilen; zwar hat er auch, durch die mehr als nur freundschaftliche Beziehung zu der eigenwilligen Künstlerin Reseda am Wallgraben motiviert, einige interdisziplinäre und prosaische Testflüge unternommen: Doch im Grunde liebt er den beschwingten »Viertakter«, der ihn vor »Haltlosigkeiten« bewahrt, ihn immer wieder auf den »Parcours« zurückbringt und ihm jetzt, wo er sich erstmals allein in die Weiten des »Internetzes« vorwagt, die Zuversicht erhält, hinten so herauszukommen, wie er vorn eingetreten ist.