Eine Fuß-Note

Den Begriff AMBULANTE POESIE (S) definiert Sebastian Sechter als eine »flüchtige Kunst des dichten Vorübergehens«, die auf der Prämisse beruht, daß alles, was passiert ist, sich auch in Verse fassen läßt. Wenn dann, so der Erfinder dieser subtilen Gegenwartskunst, man ihm für seine Einfälle auch noch »Versengeld« gäbe, hätte tatsächlich jeder etwas davon.

»Endlich ist es gelungen«, heißt es in dem »Ambulanten Manifest« von 1996, »ein gattungsübergreifendes Genre zu generieren, dessentwegen sich niemand genieren muß. Das Unwesentliche, das leicht Übersehene, die Randnotiz auf der Lokalseite, das Brandloch im Taschentuch – das sind die Themen und Ereignisse, in denen wir unsere zukunftsträchtigsten Kreationen zu recht erspüren. Mit dem Blick und dem passenden Wort für die bislang unausgesprochenen Tücken und Lücken im Schicksalsnetz des Alltags, mit dem Reim oder der Strophe, die man sich aufs Kalenderblatt des nächsten Tages schreibt, und mit dem sonnigen Sonett am Abend« seien, so sinniert er, »auch heute noch Kreise zu gewinnen, denen die höheren Formen der Kunst eher Furcht als Fröhlichkeit einflößen und deren Reimschatz brach liegt wie eine Gesundheitssandale ohne Fangriemen. Was uns zum Begriff der AMBULANTEN POESIE (S) zurückbringt. Und so schließt sich der Kreis.«