Es gibt für fast jedes erdachte Gebresten
technische Mittel wie Hüfthalter, Westen,
Dichtung für das, was ungewollt fließt,
als Blähung schreckt und den Nachbarn verdrießt,
die Crem für den Fußpilz, den Quark zum Entstopfen,
das Spray gegen Ohren- und Nervenklopfen,
die Kapsel zur Steigerung der Demenz
doch nichts gegen geistige Ínkontinenz:
Wobei es so unerhört wichtig wäre,
daß nicht jeder Kehlkopf spontan sich entleere,
wenn’s ihn (oder sie) im verbalen Trakt
oder sonstwelchen undichten Stellen zwackt,
und er (oder sie) aus bewußten Ventilen
in unkontrollierbaren Silbenspielen
entfahren läßt den größten Nonséns –
nichts hilft gegen geistige Ínkontinenz!
Vielmehr verbreiten heut‘ Diarrhöen
des Wortes, das kann man alltäglich sehen,
sich wie eine weltweite Epidemie,
gilt sprachlicher Durchfall als le dernier cri
und niemandem verspürt sein Gewissen,
weil er (oder sie) sich aus=gelassen
zu Stütze und Mißbrauch und Impotenz:
Nichts hilft gegen geistige Ínkontinenz!